Jugend und Studienjahre
in Wien
(1881 - 1892)

Mitte des 19. Jahrhunderts war Deutschland in kleine Fürstentümer zersplittert, Preußens Aufstieg 1866 änderte das zwar, aber noch immer zog es Pioniere, Unternehmer und Kreative in das Habsburgerreich und die Metropole Wien. Im Leben Auchentallers werden die deutschen Immigrantenfamilien um den Möbelpionier Michael Thonet und den Schmuckerzeuger Georg Adam Scheid eine große Rolle spielen.

So kamen also auch die Auchentallers, Seidenhändler aus Trient, nach Wien, und wurden im «
Seidengrätzl» des 14. Bezirks in Wien sesshaft.

In den Sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Gestalter des späteren Jungendstils geboren, so auch Josef Maria Auchentaller (1865).

Über Auchentallers Jugend ist nichts bekannt. Zwei Brüder gab es, Heinrich und Robert. Heinrich, übernahm später die Firma des Vaters und von Robert wissen wir nur, dass er um 1919 Selbstmord beging. Ein tragisches Schicksal, welches auch die frühreife und hochbegabte Tochter des Malers, Maria Josefa, teilte.

Auchentallers Begabung als Maler muss sich schon sehr früh bemerkbar gemacht haben, seinen Wunsch an der Wiener Akademie der Bildenden Künste Malerei zu studieren wurde aber vom gestrengen Vater nicht stattgegeben. So landete Auchentaller für zwei Jahre an der Technischen Hochschule um Architektur zu studieren.

1885 hatte er genug Kraft gesammelt, um aus eigenem Antrieb und im Geheimen die Studienrichtung zu wechseln und an die Akademie der Bildenden Künste zu wechseln.

Im selben Jahr, gerade 20-jährig, lernte Auchentaller auch seine spätere Frau Emma Scheid kennen, Tochter des aus Deutschland stammenden Schmuckerzeugers Georg Adam Scheid, dessen Wiener Firma später viele seiner kunstvollen Schmuckentwürfe produzieren wird.

Noch als Architekturstudent gestaltete Auchentaller 1885 die ersten Bilder, Türverzierungen und architektonische Entwürfe für das im Entstehen befindliche elterliche Ferienhaus am Grundlsee, welches sich heute noch im Besitz der Familie befindet.

Der Durchbruch ließ nicht länger auf sich warten. Ab 1885 wurde Auchentaller in der Folge mit Preisen ausgezeichnet und begann sich an der europäischen Kunstszene zu orientieren.

1891, gerade 26-jährig und ohne großes Einkommen, heiratete er seine Emma (gegen den anfänglichen Willen des Schwiegervaters) und zog im nächsten Jahr nach München, um bei der Gründung der Münchner Secession durch Franz Stuck vor Ort zu sein.

Bild ganz oben: Ausschnitt aus einem Selbstporträt von J.M.Auchentaller, 1931, im Besitz der Familie Auchentaller.
Bild rechts: J.M.Auchentaller, Porträt Emma, 1901, im Besitz der Familie Auchentaller.

Familie Auchentaller, ca. 1878 in Wien,
v.l.n.r.: Josef Maria, der Vater, die Mutter,
Bruder Heinrich und Robert

Katalogblatt der Firma Thonet in Wien, um 1890

Zeichnung Auchentallers, 1885:
Porträt eines Mannes

Porträt Emma Scheid-Auchentaller
(Ausschnitt), 1903